"Anti-aging" im Chor

Anti-Aging: Training für die Stimme

Jeden Tag 20 Minuten: Mit unserem kleinen Trainingsprogramm helfen Sie Ihrer Stimme zu Kraft und Klang. Damit Sie sich wieder hören können

Sprechtraining im Alter? Warum nicht, Ihre Stimme ist Ihre Visitenkarte

Eine gesunde und schöne Stimme, auch in hohem Alter: Dazu kann jeder selbst beitragen. Expertin Elisabeth Bengtson-Opitz, Professorin für Gesang und Gesangsmethodik an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, hat das Trainingsprogramm „Anti-Aging für die Stimme“ entwickelt. Ihre Tipps und praktischen Übungen für Zuhause verhelfen jeder Stimme zu Kraft und Klang.

Benutzen Sie Ihre Stimme, wann immer es möglich ist, sonst verlieren Sie sie. Menschen, die keinen Gesprächspartner haben, weil sie allein leben, sollten sich täglich 20 Minuten Stimmzeit nehmen: Setzen Sie sich aufrecht hin, lesen Sie sich selbst laut vor. Artikulieren Sie deutlich, und achten Sie dabei auf lockere, präzise Mundbewegungen, etwas größer, als Sie normalerweise gewohnt sind. Übertreiben Sie ruhig ein bisschen. Und überprüfen Sie die Aktivität Ihrer Mundmuskeln vor einem Spiegel.

Machen Sie den Mund beim Sprechen auf! Wenn Sie „A“ sagen, sollten die Kiefer so weit geöffnet sein, dass zwei Finger übereinander Platz haben. Viele Menschen sprechen mit mehr oder weniger zusammengebissenen Zähnen. Das schlägt direkt auf die Stimme, sie ist sang- und klanglos. Probieren Sie es vor dem Spiegel aus, spüren Sie den Unterschied.
Achten Sie auf die richtige Atmung. Sie wird vom Unterbauch gesteuert. Beim Sprechen oder Singen wird die Bauchdecke aktiv nach innen gezogen. Legen Sie zur Kontrolle eine Hand auf den Bauch. Beim Luftholen wird losgelassen, die untere Bauchmuskulatur entspannt. Die Bauchdecke bewegt sich spürbar nach außen.
Gute Haltung ist wichtig beim Sprechen oder Singen. Beginnen Sie bei den Füßen: Sie sollten hüftbreit aufgestellt sein, die Knie dürfen nicht durchgedrückt sein. Das sorgt für einen stabilen Stand, und die Atemkapazität ist höher als bei durchgestreckten Beinen. Bringen Sie das Becken in eine mittlere Position, strecken Sie den Rücken und heben Sie das Brustbein an. Der Kopf ist frei, der Nacken darf nicht angespannt sein.

Mit dem folgenden Text trainieren Sie, den Mund zu öffnen

Hans saß am Bach. Hans saß am Bach und dachte nach.
Hans saß am Bach, lauschte der Nachtigallen Gesang und dachte nach.
Da kam die Anna gegangen. Anna aß Ananas.
Nach Anna kam Anastasia gegangen. Anastasia aß Bananen.
Anna und Anastasia gaben dem Hans Ananas und Bananen.
Alle drei aßen Ananas und Bananen am Panama-Kanal.
Wenn Sie diesen Text vor dem Spiegel gesprochen, den Mund gut geöffnet und aus dem Bauch heraus geatmet haben, sollten Sie die Sätze laut singen. Keine Hemmungen bitte. Denken Sie sich eine Melodie aus, variieren Sie die Tonhöhen nach Lust und Laune. Wenn Sie dreimal täglich je 10 Minuten diese Sprech- und Singübung durchführen, werden Sie nach der Erfahrung von Professorin Elisabeth Bengtson-Opitz bereits eine Woche später die ersten Erfolge spüren: Die Luft strömt besser, der Kiefer wird lockerer, die Stimme klangvoller.
Singen Sie, wann immer Sie die Gelegenheit haben – wenn möglich, auch in Gemeinschaft. Singen ist Balsam für die Seele, und es fördert die körperliche Gesundheit, wie zahlreiche Studien belegen: Singen verringert die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin, reduziert Ängste, erhöht die Produktion von "Glückshormonen" wie Serotonin und Noradrenalin. Speziell das Singen im Chor kann die Immunabwehr steuern und fördert neueren Erkenntnissen zufolge unter anderem auch die Produktion eines Enzym der Bauchspeicheldrüse, sodass bei Patienten mit Reizdarm die Beschwerden zurückgehen sollen.